3.4 Auf dem Weg ins Museum: Das Physikalische Kabinett im 20. Jahrhundert
Vanessa Skowronek
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Die Apparaturen und Instrumente des Physikalischen Kabinetts der ehemaligen Jesuiten hatten im Laufe des 19. Jahrhunderts ihre Fortschrittlichkeit und folglich auch ihre ursprüngliche Funktion als Lehr- und Forschungssammlung verloren. Allerdings wurde der (kultur-)historische Wert der Sammlung zu Beginn des 20. Jahrhunderts durchaus erkannt. Bereits in den 1910er-Jahren gab es seitens der Stadt Köln die Überlegung, die Instrumente des Kabinetts in ein neues Museum zu transferieren.
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Am 9. November 1927, zwei Jahre nach der Jahrtausendausstellung, wurde auch der Bestand des ehemaligen Tricoronatums an das Historische Museum der Stadt Köln übergeben.
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Mit der Übergabe in die Obhut des heutigen Kölnischen Stadtmuseums war der Prozess der Musealisierung vorerst vollendet und der Weg für die Forschung frei. Die Geschichte der Objekte des Physikalischen Kabinetts ist damit aber noch nicht abgeschlossen, denn durch den steten Wandel im Museumsbetrieb veränderten sich auch die Umstände für die Objekte. Dies lässt sich sehr gut am Beispiel der Coronelli-Globen nachzeichnen. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Haus der Rheinischen Heimat fast vollständig zerstört. Der Erd- und der Himmelsglobus von je 108 cm Durchmesser waren bereits vor Kriegsausbruch in einem schlechten Zustand gewesen und hatten nicht in Sicherheit gebracht werden können. Sie haben den Krieg dann zwar in den Museumsräumen überstanden, doch starke Beschädigungen davongetragen. Nach Kriegsende wurde mit der Rettung der Globen begonnen, die von Grund auf restauriert wurden.
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Anlass für die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Physikalischen Kabinett gaben die Universitätsjubiläen von 1938 (550 Jahre) und besonders von 1988 (600 Jahre), in deren Folge mehrere Forschungsarbeiten entstanden. Nach wie vor wertvoll sind die Publikationen Gunter Quargs, ehemaliger Oberbibliotheksrat der Kölner Universitäts- und Stadtbibliothek. Bei seiner Beschäftigung mit den Naturwissenschaften an der alten Kölner Universität befasste sich Quarg bereits in den 1990er-Jahren mit dem Physikalischen Kabinett, das er in den wissenschaftsgeschichtlichen Kontext stellte.
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Ausgewählte Objekte des Kabinetts wurden vom Herbst 1995 bis zum Frühjahr 1996 in der Sonderausstellung Lust und Verlust. Kölner Sammler zwischen Trikolore und Preußenadler in der Josef-Haubrich-Kunsthalle ausgestellt. Gezeigt wurden 19 Objekte des Physikalischen Kabinetts, darunter auch Mobiliar, sodass die gezeigten Instrumente wie Astrolabium, Mikroskop und Sonnenuhren in einer möglichst authentischen Aufstellung präsentiert werden konnten.
Anmerkungen
Empfohlene Zitierweise
Vanessa Skowronek, Auf dem Weg ins Museum: Das Physikalische Kabinett im 20. Jahrhundert, aus: Gudrun Gersmann (Hrsg.), Das Physikalische Kabinett – Von der jesuitischen Lehrsammlung zum kulturellen Erbe (DOI: https://dx.doi.org/10.18716/map/00004), in: mapublishing, 2019 (Datum des letzten Besuchs).